Forschungsprojekt zur historischen Aufarbeitung des „Jugendwerk Detmold“ auf Norderney


Der Kreis Lippe hat eine wissenschaftliche Untersuchung zur Geschichte des ehemaligen „Jugendwerk Detmold“ (heute Inselquartier) auf Norderney initiiert. Diese Einrichtung diente zwischen 1958 und 1988 als Kindererholungsheim für sogenannte Verschickungskinder. Obwohl solche Aufenthalte offiziell der gesundheitlichen Stärkung von Kindern dienen sollten, berichten viele Betroffene rückblickend von belastenden Erlebnissen – von strenger Disziplinierung über psychische und physische Gewalt bis hin zu Misshandlungen.
Erforschung der historischen Rahmenbedingungen
Um die damaligen Verhältnisse sowie mögliche Missstände im „Jugendwerk Detmold“ zu analysieren, wurden die Historiker Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl und Dr. Sascha Topp mit der Untersuchung beauftragt. Beide Wissenschaftler verfügen über umfassende Erfahrung in diesem Themenfeld und werden gezielt die Situation in der Einrichtung aufarbeiten. Erste Anhaltspunkte für problematische Zustände finden sich in einer Datenbank des Berliner „nexus Instituts“, das Erfahrungsberichte ehemaliger Verschickungskinder dokumentiert.
Das Forschungsprojekt umfasst eine detaillierte Archivrecherche sowie die systematische Analyse von Zeitzeugenberichten. Dabei wird untersucht, welche Strukturen und pädagogischen Konzepte in der Einrichtung vorherrschten und ob es Hinweise auf systematische Missstände gibt.
Meldeplattform für Zeitzeugen
Ein zentraler Bestandteil der Untersuchung ist die aktive Einbindung von Betroffenen. Personen, die als Kinder im „Jugendwerk Detmold“ untergebracht waren, können ihre Erlebnisse über eine speziell eingerichtete Meldeplattform mitteilen – wahlweise anonym oder mit Angabe ihrer Kontaktdaten. Die Wissenschaftler werden die Berichte sorgfältig auswerten und stehen auf Wunsch für weitere Gespräche zur Verfügung.
Die Meldeplattform ist unter folgendem Link erreichbar:
Zusätzlich besteht die Möglichkeit, die Historiker per E-Mail unter ukerlant@posteo.de zu kontaktieren. Der Kreis Lippe nimmt Hinweise und Fragen unter verschickungskinder@kreis-lippe.de entgegen und ist zudem telefonisch unter (05231) 62-5828 jeweils dienstags von 10 bis 12 Uhr erreichbar.
Zielsetzung des Projekts
Die Ergebnisse dieser Forschungsarbeit werden abschließend in einen größeren historischen Kontext eingeordnet und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das übergeordnete Ziel ist es, dieses bislang wenig beachtete Kapitel der Geschichte aufzuarbeiten, Betroffenen eine Stimme zu geben und das Bewusstsein für die Thematik in der Gesellschaft zu stärken.